Typisch Reiter – Reiteralltag

Der Reiter im Alltag

Ich bin ein Alltagsreiter. Ein ganz typischer. Wenn ich morgens aufstehe und weiß, dass ich mittags in den Stall fahre ziehe ich mir schon Stallsachen an. Typisch Reiter ist es, meist eine Reithose mit möglichst bunten Kniestrümpfen zu tragen.

In Reithose und Schuhen, bedeckt mit Reithallenboden, gehe ich dann beim Bäcker Frühstücken und hinterher Einkaufen. Für meinen Freund ein absoluter Graus. Mit den Worten, dass nur ich das mache kommt er bei mir nicht mehr weit, denn letztens saßen am Nebentisch drei Frauen in Reithose.

Auf der Straße bin ich jemand, der ganz klar die Regel befolgt: Linke Hand und gerade Linie haben Vorrang. So hab ich schon manch anderen Fußgänger umgerannt, weil dieser die Regeln nicht (kennt oder) umsetzt.
Überholt wird natürlich nur auf dem 2. Hufschlag. Andere Leute versuche ich mit „Brr…“ zu bremsen. Steht mir jemand im Weg versuche ich es mit Schnalzen. Reagiert die Person nicht, versuche ich sie mit Händen und Füßen Rückwärts zu richten. Klappt es wird mit „brav“ und „fein“ gelobt.

Ab in den Stall..

Im Stall trifft man neben Pferden, Pferden und noch mehr Pferden auch die verschiedenen Arten von Reitern. Das typische Bild vom Springreiter ist jemand, der immer denkt, er sei der beste. Das Aussehen ist dem Springreiter nicht so wichtig, er nimmt auch dreckige Gamaschen in Kauf.

Denkt man an Dressurreiter denkt man an zickige Mädchen. Aussehen ist das wichtigste und deshalb viel rosa, Strass und Perlen. Das Pferd und Zubehör wird Stundenlang geputzt und poliert.

Wird von Ponyreitern gesprochen wird zunächst an kleine, dicke, zottelige und vor allem super freche Ponys gedacht. Ponys haben den Ruf günstiger zu sein. Und ich habe selbst schon festgestellt, dass ich ernster genommen werde, wenn ich sage ich habe ein Pferd oder ein Sportpony, als wenn ich sage ich habe ein Pony.

Sobald Pferd und Mensch zueinander gefunden haben ist Fotozeit. Ich habe in einem Jahr über 3.000 Fotos von meinem Pony gemacht. Drinnen, draussen, sauber, dreckig. Egal wie und wo. Es wird alle fotografiert. Besonders beliebt sind auch Selfies mit dem Pony. Hierbei vor allem: Knutsch-Selfies.

Vom Stall nach Hause..

Oft ruft mein Freund an um mir zu sagen, dass das Essen bald fertig ist. Also schnell dem Pferd noch ein Möhrchen geben und ab nach Hause. Mit den Worten „Türfrei bitte“ versuche ich auch hier die Wohnung zu betreten. Dort angekommen wird man mit einem „Du stinkst.“ begrüßt. Mein Freund ist leider keiner der auf Naturduft steht und eindeutig Armani bevorzugt.

Da meckert mein Freund über Haare. Pferdehaare wo man nur hinsieht. An der Hose, am Pullover und beim Fellwechsel an der kompletten Jacke, so dass man denken könnte, ich wäre selbst gerade dabei das Fell abzuwerfen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Stroh. Ich miste meine Box selber. Das bedeutet, dass Stroh an meiner Hose klebt. So mancher Strohhalm hat sich auch schon in den Schuh verirrt und ist hartnäckig an den Socken hängen geblieben. Unbemerkt konnte er sich so ins Haus schleichen, wo er liegen blieb, bis mein Freund wieder einen Schreianfall bekommen hat.

Es gibt Essen!
Während mein Freund das Essen auftischt beseitige ich Stroh-Beweise, ziehe meine Pelz-Klamotten aus und wasche die Hände. Am Tisch sitzend führe ich die Gabel Richtung Mund: „Ihhh… Deine Fingernägel“, mein Freund hat den Dreck entdeckt.

Mein Pony ist zu dick. Die 24 Stunden Weide hat ihre Spuren hinterlassen. Also weniger Müsli, dafür mehr Obst. Äpfel und Möhren müssen her. Und was dem Pony gut tut und zu einer sportichen Figur beiträgt kann dem Freund auch nicht schaden. Also wurde schon mal die Ernährung meines Freundes (unbewusst) umgestellt.

Liebling, Dicker, Mopsi, Schmusenase, Faule Socke… Pferdespitznamen passen auch gut zum Freund und werden so auch mal unbewusst benutzt. Nach mehrmaligen rufen reagiert der Freund meist besser als das Pony.

Und zwischen Stall und Schlafen geht es zur Arbeit

Auf dem Weg zur Arbeit ist es mir schon oft passiert, dass ich mich Verfahren habe und auf einmal im Stall war.
Mir ist es schon oft passiert, dass ich in Gedanken an mein Pony auf der Arbeit den Spindschlüssel genommen habe, um meinen Schrank zu öffnen. Leider vergebens.

Zubehör – Ein Herdentier

Zubehör ist ganz klar ein Herdentier. Nicht für jeden Reiter, aber für viele. Bei mir im Stall gibt es viele Reiter mit keinem oder einem paar Gamaschen, 2 Schabracken (eine muss ja mal gewaschen) werden und auch sonst ist das Zubehör sehr auf Sparflamme.

Es gibt aber auch viele andere Reiter, zu denen ich auch gehöre bei denen Zubehör ganz klar ein Herdentier ist. Mit einer Schabracke kommt man nicht weit. Farbig passend dazu braucht man natürlich auch Bandagen/Gamaschen und auch Fliegenohren/Abschwitzdecke/Halfter und Strick. Und so mancher mag auch mit dem Pferd im Partnerlook sein. Ich gebe zu ich halte schon Ausschau nach einem orangenem T-Shirt um einheitlich mit Bumblebee gekleidet zu sein.

Carina

Carina ist Frauchen von Bambi, einem stolze 1,43cm großem 3- jährigem dt. Reitponywallach und wohnt im Westen Hamburgs.

3 Gedanken zu „Typisch Reiter – Reiteralltag

  • 31. Mai 2016 um 18:35
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    Spitze, hab Selten so gelacht

    Antwort
  • 31. Mai 2016 um 20:15
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    Sehr ehrlich geschrieben. Kann man sich richtig hineinsetzen. Vieles ruft evtl auch Erinnerungen hervor? Danke für den herrlichen Bericht.

    Antwort
    • 4. Juli 2016 um 11:38
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      Ohja, das meiste kann ich wirklich aus eigener Erfahrung bestätigen. Wir Reiter sind schon ein lustiges Volk.

      Antwort

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